Dieser Winter ging fast ohne eine Nacht im Iglu vorüber, weil wir entweder keine
Zeit fanden oder die Schneelage nicht geeignet war. Nach Mitte März kam nach einer
langen Wärmeperiode endlich noch einmal eine ordentliche Ladung Schnee in die Berge.
Diesmal wollten wir etwas höher hinaus, weshalb Ski oder Schneeschuhe nötig wurden.
Da ich nicht wirklich Skifahren kann, organisierte ich mir Schneeschuhe und Steffen
ging mit Ski auf den Berg. Zusätzlich nahmen wir heuer VS-Geräte und Lwinensonden
neben den für den Bau erforderlichen Lawinenschaufeln mit.
Wir fuhren mit dem Auto in die Kitzbüheler Alpen, was sich länger hinzog als geplant,
weil auf der Autobahn zähfließender Verkehr herrschte. An der Ausfahrt Kufstein Süd
standen wir nochmals im Stau. Wir fuhren bis zum Gasthaus Wegscheid in 1140 m Höhe.
Die Straße bis dorthin war frei, doch war soviel Neuschnee vorhanden, daß wir direkt von
dort mit Ski und Schneeschuhen losziehen konnten.
Das Wetter war perfekt mit keiner
Wolke am Himmel. Wir starteten um zehn vor zehn und erreichten gegen Mittag die
Neue Bamberger Hütte, wo wir kurz Pause machten. Durch die intensive Sonneneinstrahlung
war der Schnee recht weich. Unser Ziel war der Sattel zwischen Tristkopf und Kröndlhorn.
Es war klar, daß es dort für den Iglubau gut geeignete Schneewehen geben mußte.
Der Aufstieg selbst war nicht so leicht, weil es durch die tageszeitliche Erwärmung recht
schweißtreibend wurde. Am Sattel selbst gab es keinen geeigneten Schnee.
Zum Kröndlhorn hin sah man aber geeignete Wehen, so daß wir in diese Richtung noch
auf 2190 m Höhe stiegen.
Wir fanden einen geeigneten Platz mit guter Aussicht und begannen um kurz vor drei mit dem Bau.
Es wurde ein Iglu mit 2,8 m Innendurchmesser, was für zwei Leute recht komfortabel ist. Dabei
war die geeignete Schneeschicht in der Wehe nur recht dünn, so daß wir einen recht großen
aber flachen 'Steinbruch' anlegten. Trotz seiner Größe war das Iglu schon nach vier Stunden fertig.
Leider war aber genau zu dieser Zeit auch schon die Sonne hinter den Bergen verschwunden,
so daß es schnell empfindlich kühl wurde. Das Iglu hatte einen sehr tiefen Eingang mit einer
Treppe in den Innenraum. Diese Treppe war in einem vertieften Gang verlängert,
so daß man auf seiner Isomatte sitzend seine Beine baumeln lassen konnte.
Gekocht wurde außerhalb des Iglus neben dem Eingang in einem Windschutz.
Schon bald ging der Vollmond auf und tauchte die schneebedeckten Berge
in ein unwirklich erscheinendes Licht. Steffen beschwerte sich sogar,
daß diese Beleuchtung zum Schlafen im Iglu zu hell sei.
Eigentlich wären wir bei diesem Licht noch gerne auf einen nahen
Gipfel gestiegen, doch ich war dafür einfach zu müde, da das erst meine zweite
Bergtour in diesem Jahr war und die Fitneß etwas zu wünschen übrig ließ.
Mit Schneeschuhen läßt sich bei dieser Schneelage zwar gut laufen, doch ist es
trotzdem deutlich anstrengender als eine Tour ganz ohne Schnee.
Es wurde eine typische Nacht im Iglu bei Innentemperaturen um +2 Grad Celsius.
Am Morgen war es mit -8 Grad Außentemperatur recht frisch, doch die Sonne
begann sofort zu wärmen und es wehte fast kein Wind, so daß es schnell warm wurde.
Nachdem wir vier Liter Tee gekocht hatten, brachen wir gegen zehn Uhr auf. Wir wollten
einen Abstecher zum Tristkopf machen, da wir noch den ganzen Tag Zeit hatten.
In ca. 2250 m Höhe brachen wir diesen Versuch ab, da der Schnee auf dem
Osthang inzwischen schon so weich geworden war, daß meine Schneeschuhe
auf den Steilstücken keinen Halt mehr fanden. Auch Steffen meinte, daß es bei
diesem Sulz keinen Spaß mehr mache. Wir begannen also den Abstieg, wobei
Steffen immer wieder auf mich warten mußte, weil ich mit Schneeschuhen natürlich
nicht so schnell wie Steffen mit Ski wieder ins Tal komme. Unterhalb der Hütte im
steilen Waldgelände kam ich jedoch mit weniger Stürzen hinunter, da das Skifahren
bei dem schweren Tiefschnee mit gleichzeitig schwerem Rucksack auch Steffen
an den Rand seines Könnens brachte. Der Abstieg war ähnlich schweißtreibend
wie der Aufstieg, weil es heute noch deutlich wärmer als am Karfreitag war.
Im Tal staunten wir, wieviel Schnee seit gestern schon wieder verschwunden war.
Die Rückfahrt gestaltete sich deutlich flotter als die Hinfahrt, weil zwar
dichter Verkehr aber kein Stau mehr war. Rechtschaffen müde erreichten
wir bei frühlingshaften Temperaturen am Nachmittag München. Es war so warm,
daß uns unser Iglu schon regelrecht unwirklich vorkam.
Das dürfte für diesen Winter wohl das letzte Iglu gewesen sein. Insgesamt war es
das zweite Iglu in dieser Saison. Das erste Iglu stand als Testbau ein paar Wochen
vorher auf dem Wank. Es war zum Übernachten aber nicht groß genug.
|