Das Karfreitags-Iglu 2002

Österliches Iglu in den Kitzbüheler Alpen

Dieser Winter ging fast ohne eine Nacht im Iglu vorüber, weil wir entweder keine Zeit fanden oder die Schneelage nicht geeignet war. Nach Mitte März kam nach einer langen Wärmeperiode endlich noch einmal eine ordentliche Ladung Schnee in die Berge.  
Diesmal wollten wir etwas höher hinaus, weshalb Ski oder Schneeschuhe nötig wurden. Da ich nicht wirklich Skifahren kann, organisierte ich mir Schneeschuhe und Steffen ging mit Ski auf den Berg. Zusätzlich nahmen wir heuer VS-Geräte und Lwinensonden neben den für den Bau erforderlichen Lawinenschaufeln mit. Wir fuhren mit dem Auto in die Kitzbüheler Alpen, was sich länger hinzog als geplant, weil auf der Autobahn zähfließender Verkehr herrschte. An der Ausfahrt Kufstein Süd standen wir nochmals im Stau. Wir fuhren bis zum Gasthaus Wegscheid in 1140 m Höhe. Die Straße bis dorthin war frei, doch war soviel Neuschnee vorhanden, daß wir direkt von dort mit Ski und Schneeschuhen losziehen konnten.  
Das Wetter war perfekt mit keiner Wolke am Himmel. Wir starteten um zehn vor zehn und erreichten gegen Mittag die Neue Bamberger Hütte, wo wir kurz Pause machten. Durch die intensive Sonneneinstrahlung war der Schnee recht weich. Unser Ziel war der Sattel zwischen Tristkopf und Kröndlhorn. Es war klar, daß es dort für den Iglubau gut geeignete Schneewehen geben mußte. Der Aufstieg selbst war nicht so leicht, weil es durch die tageszeitliche Erwärmung recht schweißtreibend wurde. Am Sattel selbst gab es keinen geeigneten Schnee. Zum Kröndlhorn hin sah man aber geeignete Wehen, so daß wir in diese Richtung noch auf 2190 m Höhe stiegen.  
Wir fanden einen geeigneten Platz mit guter Aussicht und begannen um kurz vor drei mit dem Bau. Es wurde ein Iglu mit 2,8 m Innendurchmesser, was für zwei Leute recht komfortabel ist. Dabei war die geeignete Schneeschicht in der Wehe nur recht dünn, so daß wir einen recht großen aber flachen 'Steinbruch' anlegten. Trotz seiner Größe war das Iglu schon nach vier Stunden fertig. Leider war aber genau zu dieser Zeit auch schon die Sonne hinter den Bergen verschwunden, so daß es schnell empfindlich kühl wurde. Das Iglu hatte einen sehr tiefen Eingang mit einer Treppe in den Innenraum. Diese Treppe war in einem vertieften Gang verlängert, so daß man auf seiner Isomatte sitzend seine Beine baumeln lassen konnte. Gekocht wurde außerhalb des Iglus neben dem Eingang in einem Windschutz.  

Schon bald ging der Vollmond auf und tauchte die schneebedeckten Berge in ein unwirklich erscheinendes Licht. Steffen beschwerte sich sogar, daß diese Beleuchtung zum Schlafen im Iglu zu hell sei. Eigentlich wären wir bei diesem Licht noch gerne auf einen nahen Gipfel gestiegen, doch ich war dafür einfach zu müde, da das erst meine zweite Bergtour in diesem Jahr war und die Fitneß etwas zu wünschen übrig ließ. Mit Schneeschuhen läßt sich bei dieser Schneelage zwar gut laufen, doch ist es trotzdem deutlich anstrengender als eine Tour ganz ohne Schnee.  

Es wurde eine typische Nacht im Iglu bei Innentemperaturen um +2 Grad Celsius. Am Morgen war es mit -8 Grad Außentemperatur recht frisch, doch die Sonne begann sofort zu wärmen und es wehte fast kein Wind, so daß es schnell warm wurde. Nachdem wir vier Liter Tee gekocht hatten, brachen wir gegen zehn Uhr auf. Wir wollten einen Abstecher zum Tristkopf machen, da wir noch den ganzen Tag Zeit hatten. In ca. 2250 m Höhe brachen wir diesen Versuch ab, da der Schnee auf dem Osthang inzwischen schon so weich geworden war, daß meine Schneeschuhe auf den Steilstücken keinen Halt mehr fanden. Auch Steffen meinte, daß es bei diesem Sulz keinen Spaß mehr mache. Wir begannen also den Abstieg, wobei Steffen immer wieder auf mich warten mußte, weil ich mit Schneeschuhen natürlich nicht so schnell wie Steffen mit Ski wieder ins Tal komme. Unterhalb der Hütte im steilen Waldgelände kam ich jedoch mit weniger Stürzen hinunter, da das Skifahren bei dem schweren Tiefschnee mit gleichzeitig schwerem Rucksack auch Steffen an den Rand seines Könnens brachte. Der Abstieg war ähnlich schweißtreibend wie der Aufstieg, weil es heute noch deutlich wärmer als am Karfreitag war. Im Tal staunten wir, wieviel Schnee seit gestern schon wieder verschwunden war.  

Die Rückfahrt gestaltete sich deutlich flotter als die Hinfahrt, weil zwar dichter Verkehr aber kein Stau mehr war. Rechtschaffen müde erreichten wir bei frühlingshaften Temperaturen am Nachmittag München. Es war so warm, daß uns unser Iglu schon regelrecht unwirklich vorkam.  

Das dürfte für diesen Winter wohl das letzte Iglu gewesen sein. Insgesamt war es das zweite Iglu in dieser Saison. Das erste Iglu stand als Testbau ein paar Wochen vorher auf dem Wank. Es war zum Übernachten aber nicht groß genug.  


Letzte Änderung: 07.05.02. © Jörg Butterfaß
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