Österliches Iglu bei viel Schnee und Frost
Ausgangslage
Der Winter 2000/2001
erwies sich in Oberbayern als sehr schneearm. Im Raum München blieben
über den Winter insgesamt nur ca. 50 cm Schnee liegen. In den bayerischen
Alpen sah es nicht viel besser aus. Dort, wo in den Jahren zuvor noch riesige
Schneewehen und Wächten den Iglubau ermöglichten, waren im Januar
und Februar nur wenig Schnee und schon gar keine Wächten zu finden.
Schnee gab es erst in sehr großen Höhen. Aber selbst auf der
Zugspitze mußte es schon Ende März werden, bis die Schneehöhe
die 2-Meter-Marke überschritt. Im März schließlich schien
der Iglubau möglich, doch hatte ich entweder aus beruflichen Gründen
keine Zeit oder es war einfach zu warm und zu naß. Erst zu Ostern
paßten alle Faktoren zusammen, so daß für diese Zeit ein
Iglu geplant werden konnte. Mit meinem Kollegen Steffen fand ich glücklicherweise
auch einen Mitstreiter, denn die alten Hasen hatten zu Ostern schon alle
was vor.
Aufstieg Man geht durch das Elmautal gut fünf Kilometer nach Süden, ehe es nach Osten den Hang hinaufgeht. Hier waren die Hänge zum Teil bedenklich steil, doch es war nur der wenige neue Pulverschnee vorhanden und der Weg ging in Serpentinen den Hang in angenehmer Steigung hinauf. Als der Schnee tiefer wurde, schnallten wir die Ski an und kamen gut voran. Während des gesamten Aufstiegs schneite es mal mehr und mal weniger. Hin und wieder lugte die Sonne kurz zwischen den Wolken hervor, doch der Schneefall hörte nicht auf. Ca. 100 Höhenmeter unter dem Grat verloren wir den Weg und überlegten unser weiteres Vorgehen. Die Karte zeigte den Weg in einem Bereich, der uns wegen der Lawinengefahr zu steil erschien. Auf dem Rücken, auf dem wir uns befanden, könnte man alternativ bei geringerer Neigung den Grat erreichen. Es zeigte sich aber, daß dieser Weg nicht praktikabel ist. Insgesamt ist es zwar nicht besonders steil, doch störten Felsstufen, dichte Baumgruppen und steile Passagen mit bodenlosem Schnee das Vorankommen. Als es schließlich drei Uhr nachmittags war, mußten wir feststellen, daß wir den Grat nicht mehr rechtzeitig erreichen würden. Immerhin braucht man mit zwei Personen, von denen eine noch nie ein Iglu gebaut hat, vier bis fünf Stunden für ein ausreichend großes Iglu zum Übernachten. Was also tun? Wir beschlossen auf der erreichten Höhe von ca. 1650 m den Iglubau zu versuchen. Für die Entscheidung über den Abstieg legten wir sechs Uhr fest, weil wir noch bei Licht den Talboden erreichen mußten, wenn wir kein zu großes Risiko eingehen wollten. Iglubau Bisher hatte ich unter diesen Bedingungen noch nie ein Iglu gebaut. Eine Probegrabung zeigte, daß der Schnee grob in drei Schichten aufgebaut und durchschnittlich 60-70 cm tief war. Ungefähr die Hälfte war feuchter griesiger Schnee auf dem Grund, der für den Bau ungeeignet ist. Wir suchten eine freie Stelle mit möglichst wenig Neigung und trampelten den Schnee leicht fest. Die mittlere Schicht war leicht feucht, so daß ohne Probleme eine Lage Blöcke geschnitten werden konnte. In gepreßtem Zustand war die brauchbare Schneeschicht mit knapp 20 cm ausreichend für die Wandstärke. Kaum waren die Blöcke geschnitten, war der Schnee schon nicht mehr feucht, weil die kalte Luft die Blöcke sofort hartfrieren ließ. Da ich anfangs von unserem Erfolg nicht überzeugt war, baute ich ein recht kleines Iglu. Doch schon vor sechs Uhr war klar, daß das Iglu in weniger als einer Stunde bezugsbereit wäre. Damit war der vorzeitige Abstieg abgesagt. Die Nacht im Iglu Weil das Iglu so klein war, bekam es seinen Eingang an der Seite. Links und rechts vom Eingangsloch wurde das Gepäck gestapelt, damit man nachts nicht in das Eingangsloch rutscht. Im Iglu besteht der Eingang einfach aus einem tiefen Loch im Boden, damit die kalte Luft von außen nicht eindringen kann. Zum Abendessen gab es Tee und heiße Ravioli, die wir hinter dem Iglu kochten. Bedenklich stimmte uns der zunehmende Schneefall. Seit unserer Ankunft an diesem Platz war schon fast 10 cm Neuschnee gefallen, und wir schauten mit Sorge auf unsere Aufstiegspur, denn wenn diese am Morgen verschwunden sein würde, könnte sich der Abstieg als schwierig erweisen. Beim Essen maßen wir 4° C im Iglu. Es war wirklich nicht kalt im Inneren des Iglus. Draußen war es um so ungemütlicher. Die Nacht war entsprechend warm, doch nicht sehr bequem, weil der Platz einfach zu knapp war, so konnte man das Iglu nicht verlassen, ohne den anderen dabei zu wecken. Wir beschlossen dann gemeinsam um sechs Uhr in der Frühe aufzustehen, als es hell wurde. Inzwischen war die Neuschneedecke auf 30 cm angestiegen, was zwar eine wunderbare Winterlandschaft bedeutete, jedoch uns wegen der Lawinengefahr beunruhigte. Es hatte zu schneien aufgehört, und der Mond ließ sich kurzzeitig blicken. Dafür war es mit -10° um so kälter. Durch die warme Nacht im Iglu erschien uns der Morgen nicht so kalt. Wir beschlossen ohne Frühstück abzusteigen. Abstieg und Rückkehr Wir hatten Glück,
und die Aufstiegsspur war besonders unter Bäumen noch zu erkennen.
Der Weg erwies sich als weniger steil als vom Vortag in Erinnerung und
der tiefe Schnee bremste zusätzlich, so daß eine Abfahrt auch
für mich möglich erschien. Ich hatte jedoch noch keine fünf
Meter zurückgelegt, als ich erstmals kopfüber im Schnee stak.
Das war nicht besonders ermutigend, jedoch lernte ich relativ schnell wieder
die Grundlagen, so daß die Gesamtzahl der Stürze im einstelligen
Bereich blieb. Dafür mußte Steffen öfters auf mich warten.
Im unteren Bereich war wieder Laufen angesagt, weil der Neuschnee keine
Grundlage hatte. Dabei fing es wieder an zu schneien und der Schneefall
wurde unterwegs extrem heftig, daß wir froh waren, die kniffeligen
Bereiche schon hinter uns zu haben. Der Weg durch das Elmautal zurück
war einfach nur noch ein ewig langer Hatsch, weil der Schnee auf dem Weg
für Ski nicht ausreichte. Am tiefverschneiten Auto ließ sich
kurz wieder die Sonne blicken, ehe der Schneefall erneut einsetzte. Wir
waren ziemlich naß, doch störte das jetzt nicht mehr, denn wir
hatten im Auto ja eine Heizung. Ein kurzer Anruf bei der Polizei in Oberammergau
und auf ging es nach Hause. In Ettal wurde der Schneefall wieder heftig
und erreichte bei der Abfahrt nach Oberau sein Maximum. Auf der Straße
die selben Verhältnisse wie bei der Hinfahrt, nur waren jetzt viel
mehr Autos unterwegs und das Chaos unbeschreiblich. Es ist unglaublich
wie viele Autofahrer diesen Berg bei Schnee mit Sommerreifen bezwingen
wollen und dabei kläglich scheitern. In Oberau selbst lag deutlich
mehr Schnee als in Graswang, doch kaum waren wir auf der Autobahn, war
der Winter schon wieder vorbei. Der Schneepanzer an der Vorderseite des
Autos hielt sich aber noch bis Gilching und machte hier in der grünen
Landschaft einen komischen Eindruck. Zu erwähnen ist noch, daß
wir trotz der Mittagszeit rechtschaffen müde waren.
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