Igluaktion an Fasching

Die erste Nacht im Iglu im Jahr 2000

Von Sonntag, den 05.03.00, auf Montag, den 06.03.00, fand die vorläufing letzte Igluaktion statt. Eigentlich wollten wir zu viert den Aufstieg wagen, doch fielen zwei Leute aus unterschiedlichen Gründen aus, welhalb wir wie schon im Vorjahr die Aktion nur zu zweit starten konnten. In Ermangelung von Tourenski oder Schneeschuhen gingen wir die Sache zu Fuß an.
Um 8:15 brachen wir in der Nähe der Liftstation in Farchant auf und erreichten schon nach ca. eineinhalb Stunden die Esterbergalm. Der Hang war zu Beginn fast schneefrei, erst in halber Höhe begann der Schnee. Der Wirt der Esterbergalm meinte, daß wir zu Fuß wohl keine Freude haben würden beim Aufstieg zum Sattel zwischen Bischhof und Fricken. Er sollte Recht behalten. Von der Esterbergalm bis zum Sattel benötigten wir mehr als vier Stunden und waren entsprechend geschafft.

Im Tal lag nur wenig Schnee, so daß wir gut vorankamen. Es herrschte zunächst nur wenig Wind, und der Aufstieg war angenehm. Dort, wo es mehr Schnee wurde, liefen wir auf der präparierten Talabfahrt, was ein angenehmes Gehen bedeutet. Auf dem Weg zur hinteren Esterbergalm gab es noch keine Tourenspur, jedoch war der Schnee gut verweht und verfestigt, so daß man selten mehr als 10 cm einsank. Erst als wir die letzten 400 Höhenmeter zum Sattel durch den Wald in Angriff nahmen, wurde der Schnee immer tiefer und der Aufstieg immer schwieriger. Wegen möglicher Lawinen, mußten wir jedoch den Weg durch den Wald nehmen und konnten nicht auf die Schneisen ausweichen, wo der Schnee deutlich tragfähiger war.
Die Lage an diesem Sattel ist im Winter eigentlich immer für den Bau eines Iglus geeignet. Der passende Schnee stammt aus der Wächte, die sich hier jeden Winter bildet. Die Wächte ist so groß, daß man beliebig viele Iglus bauen kann. Sie reicht vom Sattel bis zum Fricken-Gipfel. Man muß nur darauf achten, daß man den "Steinbruch" dort anlegt, wo man durch den Abraum keine Lawinen auslösen kann. Das ist der Grund, warum ich die Iglus im Sattel baue, denn Richtung Fricken werden die Hänge unterhalb der Wächte immer offenener und steiler.
Das richtige Werkzeug besteht aus einer stabilen Lawinenschaufel und einer geeigneten Säge. Wir hatten eine Gasbetonsäge, die mit 70 cm Blattlänge sehr gut geeignet ist. Die obersten Schneeschichten sind in der Regel zu weich,
so daß man sie abräumen muß, ehe man an den geeigneten Schnee kommt. Aus dem festen Schnee schneidet man regelmäßige Blöcke für den Bau. Die Form hängt stark von der Erfahrung des Baumeisters ab. Zum Bauen angenehm sind recht große Blöcke, diese sind jedoch durch ihr hohes Gewicht in der Handhabung sehr anstrengend.
Hat man ausreichend viele Blöcke geschnitten, so kann man mit dem eigentlichen Bau beginnen. Wie man dabei vorgeht wird hoffentlich demnächst an dieser Stelle ausführlicher beschrieben. Wichtig ist jedoch, daß man die Blöcke spiralförmig schichtet, da man so immer nur den letzten Block festhalten muß. Die übrigen Blöcke stützen sich gegenseitig.
Der Eingang wird als Siphon angelegt und erst gegraben, wenn die Kuppel geschlossen ist. Eine Person arbeitet innen mit der Säge und der andere gibt die Blöcke von außen an.
Heuer waren wir durch den tiefen Schnee erst sehr spät auf dem Sattel. Die Folge war, daß das Iglu erst in der Dunkelheit bezugsbereit war. Bevor man einzieht, müssen aber erst die Spalten zwischen den Blöcken abgedichtet werden, weil das Iglu seine hervorragende Isolationswirkung nur ohne Spalten erreichen kann. Ist das Iglu dicht und der Eingang "untererdisch", so werden leicht Temperaturen um 2° C im Inneren erreicht. Die Außentemperatur ist dabei nahezu unerheblich. Wir hatten beim Einzug -12°.
Vor dem Abdichten der Spalten machten wir noch die Nachtaufnahme.
Wenn das Wetter mitspielt, ist nicht nur am Abend die Stimmung schön. Auch der Morgen hat seinen Reiz, wenn man rechtzeitig aus dem Schlafsack kommt.
Inzwischen begann sich die angekündigte Warmluft bemerkbar zu machen. Trotz klarer Nacht war die Temperatur von -12° am Abend auf -10° in der Frühe angestiegen. Am Morgen ist es oft schwierig aus dem Schlafsack zu kommen, weil alles ziemlich kalt geworden ist. Da ist die Sonne herzlich willkommen.
Natürlich ist es schöner in der Sonne zu frühstücken. Deshalb habe ich im "Steinbruch" eine Bank vorbereitet, auf der man vor Wind geschützt in der Sonne frühstücken kann. Die Bank ist schnell hergerichtet und Isomatten als Unterlagen hat man sowieso dabei, wenn man im Iglu übernachten will.
Die letzte Aktion vor dem Frühstück ist ein ausreichender Sonnenschutz, denn Anfang März hat die Sonne schon recht viel Kraft und der "Steinbruch" wirkt regelrecht als Hohlspiegel. Uns wurde es bald zu warm, obwohl die Temperatur bis zum Abstieg erst auf -6° angestiegen war. Die Sonne hilft dann sehr schnell, um all das wieder aufzutauen, was während der Nacht gefroren ist.
Praktisch war es in diesem Jahr, daß wir nicht unter Zeitdruck standen und uns so mit dem Aufbruch Zeit lassen konnten. Das hatte allerdings zur Folge, daß der Schnee beim Abstieg schon ziemlich weich geworden war. Mit vielen Pausen unterwegs waren wir erst am Abend wieder in Farchant.
Ob es wohl in diesem Früjahr zu einer weiteren Igluaktion reichen wird? Es wäre schön, besonders für die Leute, die heuer leider nicht dabeisein konnten, obwohl sie sich so darauf gefreut hatten.

Letzte Änderung: 23.11.04. © Jörg Butterfaß
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